Ostern – eine sprachliche Spurensuche, Jause inklusive!
Internationale Ostergrüße und das Oster-Easter-Rätsel
Dass die Osterzeit vor der Türe steht, macht sich immer zuerst in den Schaufenstern bemerkbar – überall tummeln sich Häschen, bunte Eier und Frühlingsblumen. Osterhasen haben aber wirklich keine Zeit, bloß als Auslagendeko verwendet zu werden, es gibt viel zu tun! Wie hart sie täglich an neuen Osternestern arbeiten, zeigt sich an der unverwechselbaren Spur, die wir Menschen nach erfolgreicher Suche um uns herum hinterlassen: Auf den Schreibtischen bleibt durch bergeweise zusammengeknüllter Schoko-Papierln fast kein Platz mehr, wirklich produktiv zu arbeiten! Während wir also an dem siebten Nougat-Schäfchen des Tages nuckeln, fragen wir uns plötzlich, was da eigentlich dahintersteckt. Warum heißt Ostern eigentlich Ostern?
Eines wissen wir schon einmal, und zwar, dass im Christentum das höchste Fest des Kirchenjahres seit Mitte des 2. Jahrhunderts zum Andenken an die Auferstehung Jesu Christi gefeiert wird. Allerdings tanzt das deutsche „Ostern“ und die englische Sprache mit ihrem Wort „Easter“ im Vergleich zu den europäischen Nachbarn etwas aus der Reihe. In den meisten Ländern kommt die Festtagsbezeichnung über das Lateinische und Griechische „Pascha“, das sich wiederum vom hebräischen Wort „פֶּסַח pésach/Pessach“ ableitet – dem Fest, an dem sich der Bibel nach die Kreuzigung Jesu ereignete. So findet man beispielsweise im Französischen „Pâques“, im Italienischen „Pasqua“, im Niederländischen „Pasen“ und im Schwedischen „Paskdagen“. Zu diesem bis heute ungelösten sprachlichen Oster-Rätsel gibt es einige Theorien …
1. Ostern wie „Osten“?
Die erste mögliche Erklärung, auf die man ohne sprachgeschichtliches Vorwissen stoßen könnte, ist die auffällige Ähnlichkeit zu „Osten“, der Himmelsrichtung – hört sich fast gleich an, könnte also etwas damit zu tun haben? Und wir sind dieser Spur nachgegangen: Ein Mythos besagt, dass ein irischer Benediktinermönch aus dem 12. Jahrhundert namens Honorius Augustodunensis „Easter“ von East (im deutschen „Ostern“ von Osten) ableitete – also, von der Himmelsrichtung des Sonnenaufgangs.
2. Taufe in der Morgenröte
Aber aus welchem Grund nahm der Benediktinermönch den Sonnenaufgang her? Die Bibel erzählt, dass das leere Grab Jesu am frühen Morgen, als die Sonne – im Osten – aufging, entdeckt wurde. Dadurch entwickelte sich die Morgenröte im frühen Christentum zum Symbol der Auferstehung und des Neuanfangs. In alten Schriften des 5. Jahrhunderts findet sich für das Osterfest auch die Bezeichnung „Albae (paschalis)“. Dieses lateinische „Alba“ bedeutet übersetzt „weiß“ und bezieht sich auf die weißen Kleider, die Kinder traditionell bei der Taufe tragen: Viele Christinnen und Christen ließen sich damals, wie es heute noch oft Brauch ist, in der Morgenröte des Ostermorgens taufen – und im Althochdeutschen wird der Ostermorgen „Ostarun“ genannt. Zusätzlich verwendete man in der lateinischen Umgangssprache das Wort „Alba“ für „Morgenröte“.
3. Eine heidnische Frühlingsgöttin
Auch auf der Spur der Morgenröte gibt es zwei Ansatzpunkte: die eben erwähnte Theorie der Taufe und – die Theorie der griechischen Göttin! Das Herkunftswörterbuch des Duden leitet die Bezeichnung für den roten Sonnenaufgang nämlich vom altgermanischen Wort „Austrō/Ausro“ ab, nach dem einem Mythos nach ein germanisches Frühlingsfest benannt wurde – ein Fest, das zu Ehren der heidnischen Frühlingsgöttin „Eostrae“ gefeiert wurde. Dieser Name der Gottheit wurde im Altenglischen zu „Ēostre/Ēastre“ und im Althochdeutschen zu „ōst(a)ra“. Und es wird noch verstrickter: Dieser Wortstamm ist auch mit dem altgriechischen Namen „Ēōs“ verwandt, der die vergöttlichte Morgenröte bedeutet!
Ob Osten, Sonnenaufgang oder Göttin – wir wünschen frohe Ostern!
Um der sprachlichen Osterverwirrung am Schluss noch eins draufzusetzen: In manchen Sprachen gibt es gar keine wörtliche Übersetzung von „Ostern“ – gefeiert wird zwar dasselbe, allerdings unter anderer Bezeichnung. Die meisten westslawischen Sprachen wie Polnisch, Tschechisch oder Slowakisch nennen das Osterfest zum Beispiel Große Nacht – „Wielkanoc“, „Velikonoce“ und „Veľká noc“, in Serbien aber Großer Tag – „Велигдан/Veligdan“!
Während wir also am Schreibtisch sitzend als geschmackliche Abwechslung zum siebten Nougat-Schäfchen ein Erdbeerschokolade-Ei auspacken, wünschen wir griechisches „Καλό Πάσχα“, persisches „عید پاک مبارک“, chinesisches „复活节快乐“ – und in allen Sprachen der Erde osterliche Grüße, besonders aber in dieser, mit eben rätselhaftem Osterursprung: Frohe Ostern! Einen braven Osterhasen und viele prall gefüllte Nester!
Der Beitrag hat dir gefallen? Zeig's!